(me) Kaum waren die Strapazen rund um die Polish Open halbwegs überstanden, stiegen Birgit und Marcel am vergangenen Wochenende schon wieder in den Flieger, neuen Taten auf internationalem Parkett entgegen. Beim traditionsreichen Tanzsportfestival „Zsöke Tisza“ („die blonde Theiss“) im ungarischen Szeged gab es nicht nur scharfe Paprika-Salami, sondern auch ein Stadtthermometer, das schlappe 39 Grad Außentemperatur anzeigte. Die Tänzer in der großen Sporthalle kamen entsprechend ins Schwitzen, und selbst die optimal konditionierten „jungen Hunde“ unter den Tanzsportlern hechelten zwischen Wiener Walzer und Slow Fox japsend nach Luft. Zwischen den Turnieren der Jugend- und Hauptklasse war in der Abendveranstaltung auch ein IDSF-Weltranglistenturnier der Klasse Senioren III eingeschachtelt – für unsere Beiden nicht eben unter vorteilhaften Voraussetzungen:
Birgit kämpfte mit harten Bandagen gegen ihre hartnäckige Fußverletzung, Marcel mit einer dicken Packung dopingfreier Medikamente gegen die triefende Erkältung, die er sich auf den vielen internationalen Flügen eingefangen hatte, und beide gemeinsam mit dem inneren Schweinehund, der sich in diesen vorgezogenen „Hundstagen“ lieber auf die faule Haut gelegt hätte.
Unter deutscher Flagge trat bei den Senioren III kurioserweise genau die gleiche zweipaarige Besetzung wie in der Woche zuvor in Polen an, wo sie zwei Finalplätze belegt hatte – und setzte noch einen drauf: Das Turnier in Szeged endete mit einem Doppelsieg für Deutschland. Strahlende Sieger wurden die Münchner Rainer Grasmaier und Sibylle Schug vor unserem nicht minder glücklichen Hannoveraner Clubpaar Marcel Erné und Birgit Suhr-Erné.
Die Veranstalter überschütteten die Medaillenpaare mit Preisen und Geschenken, so dass der Rückflug zu einem echten logistischen Problem wurde. Besonders hübsch (wenn auch schwer verpackbar) die tönernen Weinkrüge anstelle der üblichen Pokale, individuell handbemalt und mit den Turnierdaten und der Platzziffer verziert – dazu eine Flasche golden leuchtenden Muskatellers: Ausdruck ungarischer Lebensfreude. Eine letzte unerwartete Anstrengung mussten die Paare in den Medaillenrängen aber vor der Entgegennahme dieser Trophäen bei der Siegerehrung noch auf sich nehmen: Das fast einen Meter hohe Siegerpodest forderte letzte Kraftreserven bei der Besteigung.
Wie knapp es bei der verdeckten Wertung im Finale zugegangen war, stellten unsere beiden „Internationalen““ erst zwei Tage später nach der Veröffentlichung der Ergebnisliste fest: Eine einzige von 45 vergebenen Einsen hatte ihnen zum Sieg bei einem IDSF-Turnier gefehlt! Wirklich schade – aber andererseits gab es so ein besonderes Jubiläum zu feiern: Die fünfzigste und zugleich wertvollste Silbermedaille in der Sammlung seit Eintritt in die Sonderklasse. Man muss die Feste eben feiern, wie sie fallen.