WM Sen II in Sitges (Spanien) mit Rekordbeteiligung – Ernés bei IDSF-Turnier im Viertelfinale

(me) Der sonst eher verschlafene, aber sehr hübsche Badeort Sitges in der Nähe von Barcelona füllte sich zum Osterwochenende schlagartig mit Tausenden von Urlaubern – aber auch im Sportcenter Vens Pins am Rande des Städtchens herrschte Hochbetrieb: Über 240 ambitionierte Tanzsportlerpaare aus aller Welt hatten für die diesjährige Weltmeisterschaft der Senioren II Standard gemeldet. Beim Einmarsch zum Flaggenzeremoniell und dem obligatorischen olympischen Eid zeigte Deutschland mit einer scheinbar nicht endenden Reihe von etwa 70 Paaren bereits Dominanz – aber die Konkurrenz aus Italien war erwartungsgemäß nicht minder stark. Insgesamt wehten schließlich die Fahnen von 24 beteiligten Nationen, von der Alpenrepublik Austria bis zu den USA!

Birgit und Marcel hatten es sich nicht nehmen lassen, bei diesem Großereignis aktiv mit einzugreifen; denn die Senioren der Altersklasse III waren zu dieser WM ebenfalls startberechtigt, mussten aber ohne Unterscheidung gegen die jüngere Konkurrenz antreten.  Eine halbe Stunde vor Turnierbeginn dann der große Schock: Der Koffer mit allen Tanz-Utensilien war aus der Garderobe verschwunden. Nach hektischer, aber vergeblicher Suche zusammen mit den Sicherheitskräften blieb nichts anderes übrig, als in panischer Hast die wichtigsten Ersatzteile vor Ort einzukaufen. Als alles beisammen war und noch 5 Minuten zum Umkleiden blieben, war der Koffer plötzlich wieder an alter Stelle aufgetaucht. Ein schlechter Scherz oder ein Versehen eines anderen Paares? Das Nervenkostüm saß jetzt jedenfalls wackeliger als der Frack. 

Auf der Fläche hieß es dann  vom ersten Moment an volle Konzentration beweisen. Denn bei einer Weltmeisterschaft gibt es keine "Freirunden für Sternchenpaare", so dass von Anfang an die Besten der Welt sich mit auf der Fläche tummeln. Dennoch konnten Birgit und Marcel 33 der 45 Kreuzchen der Jury aus 9 Ländern für sich buchen und waren damit locker eine Runde weiter. In der nächsten Runde trafen sie dann allerdings auf kaum bezwingbare Konkurrenz, unter anderen die mehrfachen Weltranglistensieger Reimann und die späteren Vizeweltmeister Bickers. Immehin gelang es ihnen, auch hier noch eine stattliche Zahl von Kreuzchen zu ergattern. Damit hatten sie etwa das halbe Gesamtfeld und auch mehr als die Hälfte der deutschen Konkurrenten hinter sich gelassen – und das in der jüngeren Altersklasse.

Ab der 48-Runde gab es Weltklasse-Tanzsport zu sehen, der vor einigen Jahren noch den Senioren I alle Ehre gemacht hätte. Die Entwicklung im Tanzsport scheint atemberaubend und fast grenzenlos zu sein. Nach sieben kraftzehrenden Runden bis tief in die Nacht hinein verteidigten die amtierenden Weltmeister Lindner ihren Titel zum zweiten Mal in Folge. Mit dem Vizemeistertitel für das Paar Bickers und dem vierten Platz für Farwick/Voosholz hatte Deutschland in der absoluten Spitze klar die Nase vorn, obwohl Italien im Semifinale mit 8 Paaren noch quantitative Überlegenheit demonstriert hatte. 

Im Rahmenprogramm der WM gab es ein sehr stark besetztes IDSF-Weltranglistenturnier für die Klasse Senioren III. Auch hier traten Spitzenpaare aus aller Welt an, darunter mehrere Dutzend aus den vordersten Reihen der Weltrangliste; insgesamt waren 12 Nationen vertreten. Dass das Wertungsgericht sich zu fast zwei Dritteln aus Italien und Spanien zusammensetzte, wirkte angesichts der Internationalität dieses Turniers etwas unausgewogen. Spätestens im Viertelfinale war auch auf dem Tanzparkett die Mehrheit italienischer und spanischer Paare unübersehbar. Leider beendete in dieser Runde eine Muskelverletzung einen weiteren Höhenflug unseres Paares. Auch so war es eine tolle Leistung von Birgit und Marcel, hier mit Platz 22 als drittbestes deutsches Paar hinter zwei frisch übergewechselten Paaren aus der Senioren II einen neuerlichen internationalen Erfolg für sich verbuchen zu können.

Ein Osterwochenende der besonderen Art – manchem kam das eine oder andere vielleicht spanisch vor. Aber die Gastgeber haben sich alle Mühe gegeben, dieses tanzsportliche Mammutprogramm  zu einem unvergesslichen Ereignis werden zu lassen, und das ist ihnen im positiven Sinne gelungen.

Mon, 05.04.2010 - 00:26